Rennsteig - Teil 2

hundwegsam meets MountainDogs

 

Mitte Mai bin ich mit Maria den Rennsteig gewandert. Unser Zeitplan war recht eng gesteckt: Donnerstagabend bis Montagmorgen.

 

Den ersten Teil unsers Berichts findet ihr hier.

Hier kommt der zweite Teil :)

 

Während es draußen jetzt ordentlich schüttete, konnten wir uns drin erst mal austauschen. Die beiden Radfahrer waren in Neuhaus losgefahren, ihnen war gleich zu Anfang eine Kette gerissen und sie hatten Glück: ein Handwerker nahm sie wieder mit zurück nach Neuhaus und brachte sie zu einer Fahrradwerkstatt. So konnten sie ihre Tour später erneut starten.

Die Wanderin war auf dem Lutherweg unterwegs.

 

Sie wohnte in Thüringen und lief quasi nach Hause. Sie schien öfter unterwegs zu sein, zumindest konnte sie uns einige schöne Ecken empfehlen wie z.B. den Jakobsweg in Portugal.

Nach einer längeren Mittagspause gings dann bei Sonnenschein weiter. Die Wege blieben weiterhin sehr schön. In Neustadt wollten wir noch ein bisschen Hundefutter für Riis und Fala kaufen, allerdings hatte der Supermarkt am Samstag nur bis 14 Uhr auf und so gab es dann nur kalte Bockwürste von der Tankstelle, die beide aber auch breitwillig annahmen. Riis wusste zwar nicht so recht, wie man am besten anfängt, schaffte es dann aber doch die Wurst zu fressen. Ein Motoradfahrer hielt neben uns und war ganz begeistert, dass wir mit Hunden den Rennsteig wandern. Er hatte ihn auch schon zweimal gemacht, aber noch nie mit Hund. Er empfahl uns als Übernachtungsstätte den Aussichtsturm hinter Masserberg, falls wir es bis dahin noch schaffen sollten. Naja, das waren ja nur noch sieben Kilometer... und diese führten laut Karte direkt auf einer Hauptstraße entlang, innerlich fluchten wir beide, aber siehe da, in etwa ein bis drei Meter Entfernung führte ein wunderschöner Single-Trail neben der Straße entlang, da liefen sich die ehemaliegen Teerkilometer doch gleich wie von selbst.

Auf dem Weg nach Masserberg machten sich dann Marias Füße doch mal wieder stärker bemerkbar. Also noch ein bisschen Tape drauf und hoffen, dass es passt.

Diesmal beschlossen wir unser Abendessen vorzuziehen und im Anschluss noch bisschen weiterzugehen. Also füllten wir in einem Hotel in Masserberg Wasser auf, das gestaltete sich ähnlich wie am Morgen. Es war keiner da, also holten wir einfach Wasser aus dem Bad und fühlten uns wieder wie Einbrecher.

Eigentlich wollten wir dann auf dem Aussichtsturm zu abendessen, aber der hatte schon zu und so nahmen wir die nächstgelegene Bank. Heute gab es asiatische Glasnudelsuppe.

Die Hunde bekamen schon ihr Futter und wir kochten uns noch einen Tee. Damit war das Rucksackgewicht wieder im grünen Bereich.

Währenddessen kam zweimal ein Auto an uns vorbeigefahren, auf dem Waldweg! Die schienen irgendwas zu suchen, fragten uns aber auch nicht…

Für die abendliche Strecke tauschten wir Schuhe. So liefen wir heute ins Dunkle hinein, überraschten noch ein paar Wildschweine, die sich aber schnell in Dickicht verzogen, verpassten dann doch mal wieder eine Abzweigung und kamen aber wieder auf dem Rennsteig raus.

Die Hütte, die wir als Schlafplatz ausgewählt hatten, sollte leider an einer Straße liegen, allerdings war die „Straße“ nur ein breiter Forstweg und ringsherum gab es weichen Moosboden.

Der Himmel war klar und so entschieden wir uns draußen zu schlafen. So müde wie die Hunde waren, ließen sie sich auch nicht von den Waldbewohnern vom schlafen abhalten.

Die Hütte lag mal wieder bei den Dreiherrensteinen, davon gab es entlang des Rennsteigs irgenwie zig tausend. Nicht selten hatten wir gerade irgendwelche Dreiherrensteine passiert und auf dem nächsten Schild stand “Dreiherrensteine ...km”, dies kann erst mal etwas verwirrend sein, vor allem wenn man schon etwas müde ist....

Nachdem wir am nächsten Morgen aufgewacht waren, fing es gerade an leicht zu tröpfeln und so gingen wir zum Frühstücken in die Hütte. Drinnen lag leider recht viel Müll rum, obwohl es sogar einen Müllsack gab, also haben wir erst mal aufgeräumt.

Zudem gab es eine Bücherkiste mit drei Büchern, das war ja eine nette Idee.

Nachdem wir gegessen und Tee getrunken hatten, regnete es immer noch ein bisschen, aber was solls, dann eben Regenjacke drüber und auf geht’s.

Unser Wasser wollten wir im 10-Kilometer entfernten Neuhaus auffüllen und heute sollten wir auch jemanden antreffen, den wir fragen konnten. Nachdem die paar Kilometer durch die Stadt überstanden waren, ging es wieder genauso schön weiter wie der Weg vor Neuhaus aufgehört hatte.

So ein Weg motiviert nicht nur die Menschen sondern auch die Hunde und mit geballter Hundepower lief es sich gleich noch viel besser, zumindest für Maria. Kimba war heute etwas beleidigt und ließ mich im Stich. Bei der Bananenbrotpause verweigerte sie sogar ihr Fressen, während sich Fala und Riis ihres innerhalb von Sekunden inhaliert hatten. Maria hatte für die zwei etwas zu wenig Futter dabei, obwohl sie bei dem HighEnergie Futter eh schon die Menge für einen 30kg Hund eingepackt hatte...aber da Kimba sich von Luft und Wasser ernährte, konnte ich den zweien etwas von Kimbas Snackstangen abgeben. Die Sonne war gerade auch mal wieder draußen und wärmte fleißig, so ging es in T-Shirt weiter.

Allerdings zog es bald wieder zu und es fing an zu regnen, gerade als wir an der “kalten Küche” vorbei kamen. Es sah nicht so aus, als ob es bald wieder aufhören würde und so entschieden wir uns einen Kaffee zu trinken und den Regen abzuwarten. Der Plan ging auf.

Maria hatte am Vortag beim Karte studieren eine offizielle Alternativroute ausfindig gemacht. Die sah auf der Karte schon mal deutlich ansprechender aus als der Normalweg. Als wir dann besagten Abzweig erreicht hatten, war die Alternative auch als Rennsteig mit einem blauen R auf weißem Grund makiert, die normale Rennsteigmakierung ist einfach nur ein weißes R auf dunklem Grund, also Steine, Bäume oder extra Schildchen. Die Entscheidung fiel uns dann auch nicht schwer und wir folgtem dem blauen R, dies stellte sich als absolut richtige Entscheidung heraus. Auf schmalen, nur etwas feuchten, Trails schlängelte sich der Weg durch den Wald. Wir waren mal wieder völlig alleine unterwegs und begegneten keiner Menschenseele, obwohl heute Sonntag war und das Wetter eigentlich ganz gut. Es war zwar wolkig, aber so gut wie trocken und von den Temperaturen her sehr angenehm. Prinzipiell also das perfekte Wetter zum Wandern, vor allem für Huskys, nur irgendwie war Kimba immer noch bockig und so gar nicht in Wanderlaune. Doch der Rest ließ sich nicht von Kimba anstecken und ging flotten Schrittes Richtung Mittagspause, dafür hatten wir uns auf der Karte eine Bank am roten Turm ausgesucht. Wir waren durchaus gespannt, wie denn dieser Rote Turm aussieht. Bis dahin standen uns aber noch ein paar Kilometer Trails im Thüringer Wald bevor.  Mein Satz des Tages “Ja so kenne ich Thüringen eigentlich, schön waldig aber immer irgendwo Wasser und dieses auch nicht nur neben dem Weg.”

Der Trail spuckte uns direkt auf einem Parkplatz mit einer Bank aus, doch weit und breit kein Roter Turm, mhh wo sind wir denn jetzt? Ein Wanderer der dort gerade pausierte, kam uns gerade recht und wir fragten wo genau wir denn jetzt sind. Wir hatten zwar schon so unsere Vermutung, die sich auch als richtig erwies, aber mann kann sich ja immer nochmal absichern.

Der Herr entpuppte sich als regelrechter Rennsteigguru und konnte uns sofort Auskunft geben. Dort vorne geht die Alternativroute weiter, er selber würde aber den Normalweg an der Straße laufen, da heute seine Füße auch etwas Zicken machten. Maria ignorierte ihre eigenen Füße so gut es eben ging und dank der schönen Landschaft fiel das auch relativ leicht.

Wir verabschiedeten uns und gingen weiter, das Mittagessen ruft, langsam meldeten sich unsere Bäuche. Am ziemlich unspektakulären Roten Turm angekommen, es war einfach nur ein großer Holzpfosten der Rot angemalt war, also so was wie ein Maibaum in Bayern.

Als wir gerade beim Essen waren, kam der Rennsteigguru dahergehumpelt und setzte sich zu uns. Er erzählte, dass er den Rennsteig 1981 zum ersten Mal gegangen ist, damals, vor der Grenzöffnung, war er noch gar nicht in seiner vollen Länge begehbar, denn er führt zum Ende hin doch einige Kilometer durch Bayern. Westdeutschland! Insgesamt war der Mann den Rennsteig bestimmt schon 25mal gegangen. Wir beide dachten uns dasselbe, irgendwann wird es doch langweilig...

Es gibt es so viele schöne Weitwanderwege, dass ich da keinen mehrmals laufen muss. Wir beide erkunden lieber jedes mal neues Terrain. Aber er konnte uns noch ein paar nützliche Tipps mit auf den Weg geben, wo es Wasser gibt und das die eine, bei uns in der Karte eingezeichnete Hütte, die wir eigentlich als Schlafplatz auserkoren hatten, nicht mehr existiert, die war abgebrannt. Nun steht dort nur noch eine überdachte Bank.

Wir verabschiedeten uns und gingen weiter. Riis und Fala hatten allerdings die ganze Pause lang schon auf Kimbas Kaustange gespechtet und diese stibitzen sie sich jetzt noch schnell und schön geteilt, war sie ruckzuck verschwunden. Langsam wunderten wir uns wirklich, was denn heute mit Kimba los sei, dass sie noch nicht mal Leckerlies wollte.

Morgens hatte sie ihr Frühstück noch gern gefressen und war auch motiviert losgelaufen. Das war dann irgendwann vor der ersten Pause umgeschlagen, ab da an trottete sie nur noch mit. In den Pausen war sie aber quengelig und wollte sich auch nicht hinlegen.

Bei unserer letzten Pause zog ich ihr die Booties aus und siehe da, wir hatten die Quelle der Nörgelei gefunden: Die Booties waren zu eng festgemacht gewesen. Das tat uns fürchterlich leid, Maria konnte ja direkt mitfühlen wie es war, wenn einem die ganze Zeit die Füße weh taten.

Auch ihre Füße wollten heute nicht mehr so richtig. Außerdem zog ein Gewitter heran. Wir entschieden uns, an unserem Pauseort Wasser aufzufüllen und die nächste Hütte als Schlafplatz zu nehmen. Das ging hier zum Glück, da wir an einem Rennsteighaus saßen, was noch geöffnet hatte.

Den nächsten Morgen wollten wir dann eben einfach noch etwas früher aufstehen. Wir hätten es nicht besser machen können: Als wir an der Hütte ankamen, begann es zu regnen und wir konnten dem Guss im trockenen beim Abendessen beiwohnen.

Zudem war die Hütte auch noch sehr schön gelegen. Es war die letzte mitten im Wald.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker schon um 5 Uhr. Wir hatten unser Müsli vorsorglich bereits abends eingeweicht, das werden wir zukünftig immer so machen. Gut gequollenes Müsli ist gleich doppelt so lecker.

Während wir das Wasser für den Tee kochten, packten wir unsere Sachen zusammen und so waren diesmal recht schnell startklar. Gegen 6 brachen wir auf. Die Sonne ging gerade auf. Es war unglaublich schön. Der Regen vom Vortag stieg nun in Nebelschwaden auf. Der Weg verlief wieder überwiegend auf Singletrails und die Hunde inklusive Kimba waren voll motiviert. Sie durfte heute ohne Booties laufen und zeigte uns heute auch noch, dass nicht nur viel Unsinn im Kopf hat, sondern manchmal auch arbeiten kann.

Vor den letzten 10 Kilometern graute es uns etwas. Die sollten an der Straße entlang führen. Allerdings entpuppten sie sich als deutlich schöner als erwartet. Es ging zwar neben der Straße entlang, aber immer auf schmalen, schönen Pfaden.

Zwischendurch legten wir noch eine Pause auf einer sonnigen Bank ein und vernichteten die restlichen Blondies und Studentenfutterreste. Die Sonne begleitete uns auch noch bis kurz vor Blankenstein, dann zog es zu. In Blankenstein am Auto angekommen, dachten wir sogar noch an das Zielfoto, eins wo wir mal beide drauf sind.

Die Hunde freuten sich auf ihre Box, Fala und Riis teilten ihre auch breitwillig mit Kimba.

Wir statteten dem nebenan liegenden Supermarkt noch einen Besuch ab und es gab noch genau einen Sojajoghurt, den wir mit Heidelbeeren und Banane veredelten und uns draußen auf der Bank schmecken ließen, bevor es dann erst mal wieder nach Hörschel zum anderen Auto und dann weiter Richtung Heimat ging.

Fazit: Der Rennsteig ist definitv eine Reise wert und er lohnt sich auch in die empfohlene Wegrichtung zu gehen (Hörschel → Blankenstein), dann hat man die nicht so schönen Forststraßenstücke gleich am Anfang weg.

Auch ist der Rennsteig für allen Biwaknewbies sehr gut geeignet, da es immer die Möglichkeit gibt entweder unter freien Himmel oder doch lieber in den zahlreichen Schutzhütten zu nächtigen.

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