von Caro
41,5 km - 1900 hm - 9 h 22 min
"Das ist nur ein Hike, dafür wäre es ziemlich krass 1400 Kilometer Autofahrt auf sich zu nehmen. "Jaaa das stimmt schon, aber.... wir waren schon lange nicht mehr in Österreich und das Gürkchen
kennt die Berge noch gar nicht..."
"Ja dann lass uns fahren" "Im Ernst? Du bist doch vollkommen verrückt! ... aber ok warum eigentlich nicht? Wir können uns beim Fahren ja abwechseln..." Eine Stunde später waren Alex und ich auch schon angemeldet.
Wir mussten beide bis Freitag Nachmittag arbeiten. Wenn wir pünktlich zum Start vor Ort sein wollten müssten wir aller aller spätestens 22:00 Uhr in Leipzig starten. Jede Stunde, die wir eher los kamen, würde den Luxus von mehr Schlaf auf dem Parkplatz der Rabl-Kreuz-Hütte, dem Basecamp, bedeuten....
Alex war gegen sechs bei mir. Doch 12 Paletten für das neue Bett wollten auch noch abgeladen und in die Wohnung gebracht werden. Dann noch packen und bereits 19:40 Uhr waren wir on the road to Rabl-Kreuz-Hütte, Schrimpfviertel 44 (46 kannte das Navi nicht, aber wir dachten bis dato noch, dass man mit der 44 nicht viel falsch machen kann...), Waldbach, Österreich.
Ich übernahm die erste Schicht. Am Ortsausgang Leipzig bemerkten wir, dass schon mal die GoPro daheim auf dem Tisch lag. Umkehren? Ein Blick auf die Uhr ließ uns weiterfahren. Da gibts diesmal halt nur zweitklassige Handybilder, sorry.
Wir kamen super durch. Die Autobahn nach Prag ist seit neustem durchgängig befahrbar. Vor der österreichischen Grenze tankten wir nochmal voll, lüfteten kurz die Hunde durch, wechselten die Position und bereits kurz nach drei Uhr in der Nacht erreichten wir die im Navi angegebene Adresse. Von der Rabl-Kreuz-Hütte fehlte nur leider jede Spur. Auch beim Straße rauf und runter fahren fanden wir nichts. Die Startlocation blieb verschwunden. Das Schrimpfviertel stellte sich heraus, war keine Straße sondern tatsächlich ein Viertel und die Häuser waren munter bunt, ohne jegliche Logik durchnummeriert. Also Handy an, Roaming an, und zack, Googel Maps kannte die Rabl-Kreuz-Hütte, Navigation starten und weiter. Wir wollten beide nur noch schlafen. Das GPS Signal ging abwechselnd mit der Internetverbindung flöten, doch wir blieben, zumindest grob, auf der vorgegebenen Linie. Seltsam war nur, dass die Kilometer zum Ziel mehr wurden statt weniger. Irgendwann waren wir dann wieder am Schrimpfviertel 44. Grandios im Kreis gefahren. Ich wurde langsam ich-will-endlich-ankommen-und-schlafen-ningelig (armer Alex). Ziemlich frustriert starteten wir den nächsten Navigationsversuch und diesmal klappte es! 4:11 Uhr - wir erreichen die Hütte und unseren Schlafplatz! Es dämmerte bereits der Morgen herauf und erlaubte einen ersten Blick auf die Landschaft, die wir am nächsten Tag bzw. gleich erwandern wollten. Wir ratzten trotzdem sofort weg, keine Zeit für Sentimentalitäten.
Anderthalb Stunden später kamen die ersten Starter an. Wir versuchten das Treiben noch etwas zu ignorieren doch es nützte nichts. Wir fielen aus dem Schlafsack direkt zur Streckenbesprechung. Wir
begrüßten Wolfgang und Udo und bekamen Karten und die Checkpointselfiemotive genannt. Zur Stärkung fassten wir auch gleich ein Stück Kuchen von Wolfgang ab. Lecker! Emi und Gürkchen fingen
erstmal schön an rumzuzocken und verwickelten sich ordentlich in den Leinen. Maxl kommentierte das Geschehen lautstark. Klar die Hunde waren gut ausgeschlafen, es juckte in den Pfoten und
wir bummelten da herum und quatschten. Also auf! Hunde entwirren, Futter raussuchen, Hunde entwirren, füttern, Hunde anziehen, Hunde entwirren, vor dem Chaos kapitulieren und Hunde getrennt
anbinden.
Jetzt konnten auch wir unseren Kram zusammen suchen. Alex stellte dabei fest, dass seine Laufhose ebenfalls in Leipzig geblieben war - nun ja.... eine lange Unterhose taugt notfalls auch
als Laufhose, ist halt eher mäßig sexy anzuschauen ;-)
Gegen 7 waren wir endlich auf dem Trail. Boscaille und Gürkchen setzten erstmal beide einen Riesenhaufen 30 m nach dem Start an den Wegrand. Synchronkacken können sie inzwischen echt gut. Ich
brauchte zwei Tüten! Einen solchen Ballast wollte ich dann doch nicht mitnehmen, drehte um und drapierte das Ganze neben Maxls Windel schön am Hinterrad vom Auto. Kackkunst!
Jetzt waren wir aber wirklich auf der Strecke und folgten einem ausgeschilderten Wanderweg Richtung Hochwechsel. Bereits zu Beginn erwartete uns ein schöner Trail, mit Ameisenhügeln links und rechts am Weg. Auf geraden Strecken fielen wir wie von selbst in Laufschritt. Dabei musste man auf den steinigen Wegen gut auf die Füße achten, was mich fast in einen Stacheldraht, der quer über den Weg gespannt war, rennen ließ. Eine ordentliche Notbremsung war nötig und glückte auch, Sakari und Boscaille, die beide bequem unter dem Zaun durchspaziert waren, schauten mich ein wenig verständnislos an. Erst recht als ich ihnen die Alternative wies, eine hölzerne V-förmige Umgehung des Drahtes.
Sakari kapiert nicht mal an einem einfachen Verkehrsschild, dass sie auf der Seite entlang laufen muss, an der auch ich gehe, stattdessen kommt der kleine Esel durch und sie steht stur und wartet bis ich die Leine entwirrt habe. Da es in Leipzig doch das ein oder andere Verkehrsschild gibt, sollte man ja meinen, sie hätte das Prinzip inzwischen kapiert. Aber Fehlanzeige. Hätte ich sie das Problem selbstständig lösen lassen, würden wir immer noch an unserem ersten gemeinsamen Schild stehen und wären vermutlich verhungert oder so. Bei solchen Geschichten lässt sie der Border Collie in ihrem Erbgut ein wenig im Stich. Ich entwirre also. Und entwirrte auch an diesem, ihrem ersten Weideübergang.
Dann kamen die ersten Kühe. Es waren nur fünf Stück, doch sie fanden uns und die Hunde seeeehr interessant. Elegant schlängelten wir uns durch die Rindviecher hindurch und erreichten kurz danach erstmalig den Hochwechsel. Hier hingen die Wolken noch tief und es wehte ein frischer Wind. Wir waren zu der Zeit schon im T-Shirt unterwegs, zogen dort aber schnell die Pullis wieder über. Selfie und wieder los. Bereits ein paar Meter weiter schien wieder die Sonne auf uns.
Wir befanden uns auf einem Bergrücken und hatten nach links und rechts einen Wahnsinnsausblick. Sonne und Wolken wechselten und veränderten stetig das Licht. Bald holten wir die nächsten Hiker ein. Mit Melanie und Katrin wechselten wir ebenfalls ein paar Worte. Wir folgten den Auschilderungen Richtung Kranichberger Schweig. Als wir die Hütte erreichten teilte uns die Bäuerin mit, dass wir hier mit den Hunden nicht weiter könnten wegen der Mutterkühe weiter unten im Tal. Ein Blick auf die Karte zeigte aber eh, dass wir gar nicht bis zur Hütte gemusst hätten. Doch der kleine Extraschwenk war nicht weiter dramatisch, über einen Waldweg erreichten wir schnell wieder den Trail. Die Kilometer flogen dahin, Singeltrails immer wechselnd zwischen Wald und Wiese. Den Blick konnte man in die Ferne schweifen lassen und dabei noch den ein oder anderen schneebedeckten Gipfel erspähen. Perfekt.
Doch schon bald wartete die nächste Herausforderung in Form einer Kuhherde auf uns, die sich schön ordentlich am nächsten Weideübergang beidseitig postiert hatte. Bewaffnet mit einem Stecken, die Hunde bei Fuß marschierten wir selbstbewusst durch die Rinder. Beim Übersteigen des Zauns den heißen Atem von fünf Jungrindern im Genick.... huiuiuiui. Das ist schon aufregend. Auf der anderen Seite wurden wir direkt von der nächsten Herde empfangen, durch die wir uns ebenfalls durchwurstelten. Alex Schritt wurde dann direkt auch etwas dynamischer als zwei der Kühe kurz mal die Verfolgung aufnahmen ^^
Am Kampsteiner Schweig machten wir die nächste Selfiesession. An einer Torwand mit vier Löchern entstanden ein paar lustige Fotos. Da die Hütte noch geschlossen hatte, setzten wir uns ein paar hundert Meter oberhalb ins warme Gras. Die Sonne wurde immer kräftiger und es wurde stetig wärmer. Nach dem Frühstück wanderten wir weiter nach St. Peter. Es ging stetig bergab, wir verließen also langsam den ersten Höhenrücken (Streckenbesprechung: ihr geht den Höhenrücken da vor, dann einmal ganz runter, dann direkt wieder hoch und auf dem zweiten Bergrücken da zurück) An der Herrgottschnitzerhütte konnten die Hunde ihren Durst an einer Viehtränke stillen.
Auf einer Weide verloren wir dann den markierten Wanderweg und wurstelten uns ein wenig durch Gestrüpp, über einen Bach und ein Grundstück zur Straße durch. Unten angelangt stand auch schon Mönichkirchen, das nächste Etappenziel angeschrieben. Doch wo man runter geht, gehts auf der anderen Seite meist auch wieder herauf. Die Sonne drückte inzwischen ordentlich und glücklicherweise verlief der Großteil des Anstiegs im Wald. Auf dem Wanderweg "Rund um den Kogel" begegnete uns Wolfgang mit seinem Malirüden Hunter, die beiden hatten den Trail gegen den Uhrzeigersinn in Angriff genommen. Frisch und fröhlich kamen die beiden den Berg hochgetrabt. Zwei und Vierbeiner (Boscaille ausgenommen) freuten sich über die Begegnung und nach einem kurzen Plausch gings weiter.
In Mönichkirchen verschlug es uns ein wenig zu weit in den Ort und wir mussten über den Jenseitspfad zurückkehren also auf den Trail, nicht aus einer anderen Zustandsform. Wobei sich unser Zustand in der Hitze langsam von fest zu flüssig wandelte. Der folgende Aufstieg in der Nachmittagssonne entlang des Lifts hinauf zum Mönichkirchener Schweig tat sein übriges. Am Berggasthaus angekommen herrschte zu unserem Entsetzen Volksfeststimmung. Wir warfen jeglichen Gedanken an ein Päuschen über Bord und flohen vor den Massen weiter den Berg hinauf. Ja der Berg war noch nicht zu Ende.... ich fing an zu fluchen. Nichts gegen Berge, aber bei Hitze verabschiedet sich meine Motivation gern einmal.
Maxl fand das ganze Unternehmen so langsam doof. Am Hallerhaus suchten wir uns ein windstilles Eckchen und er konnte sich erholen. Alex und ich machten uns über die restliche Verpflegung her. Boscaille und Sakari wickelten sich in den Leinen ein, Emi nölte. An der Pausestelle gab es Ameisen und die piesakten die Hunde ein wenig. Daher auch der Unmut.
Frisch gestärkt erwartete uns die Steinerne Stiege: einen sehr schöner Abschnitt der Strecke, der uns auf einen baumfreien Bergrücken führte. Hier musste wieder das ein oder andere Weidegatter
umschlängelt werden und Sakari schien so langsam zu ahnen was es mit diesen Spitzkehren auf sich hat und dass es sinnvoll ist, sie auszulaufen statt einfach gerade unter dem Zaun durch! Ich war
beeindruckt.
Der Niederwechsel war schnell erreicht. Selfie check. Aussicht genießen. Den Hochwechsel konnte man von dort aus schon sehen. Die karge Landschaft und der weiche, moosige Boden lud zum Laufen ein
und so brachten wir die Kilometer flott hinter uns. Ich glaub spätestens hier holte ich mir einen ordentlichen Sonnenbrand auf Armen und Nase.
Vom Hochwechsel ging es dann den bereits bekannten Weg zurück zur Rabl-Kreuz-Hütte. Die Kühe hatten anscheinend ein gutes Gedächtnis. Sie lagen träge wiederkäuend im Gras herum und wir freuten uns schon sie diesmal unbehelligt passieren zu können. Die Oberkuh wollte uns allerdings nochmal persönlich verabschieden, stand auf und kam im Schweinsgallopp den Hang herunter. Erst knapp neben uns kam sie schlitternd zum stehen und guckte dümmlich, ließ uns aber weitergehen.
Nach 9 Stunden und 22 Minuten erreichten wir das Ziel. Die Hunde versorgt, begaben wir uns zum Ziel und schwätzten mit Udo, Wolfgang und Thomas. Wir konnten die fast erwachsene Happy bestaunen, lernten die Brombeere kennen und das neue Kleinteil von Thomas. Es gab etwas zu Essen in der Hütte, wir lernten Alexandra endlich einmal persönlich kennen, nachdem immer etwas die Teilnahme am ESDT verhindert hatte. Udo hatte uns eingeladen die Nacht zum Sonntag in seinem Garten zu kampieren. Doch die letzten Tourer und Hiker ließen sich Zeit und wir beschlossen schon mal mit Wolfgang Richtung Wien vorzufahren. Da konnten wir endlich mal seine Husky-Gang Spirit, Edy, Billi, die JJ´s & Co live und in Farbe erleben.
Vertrauensselig verließen wir uns auf seine Ortskenntnis und folgten seinem kleinen roten Flitzer. Irgendwie beschlich mich allerdings das komische Gefühl in die falsche Richtung zu fahren. Wir
gaben die heimatliche Adresse ins Navi ein und stellten fest das die 714 Kilometer mehr wurden statt weniger. Da wir nicht genau wussten, wo es noch hingehen sollte ,blinkerten wir Wolfgang
an, damit er anhält. Bevor wir unser Problem erklären konnten, fragte er aber schon nach ob wir ein Navi hätten. Er hätte sich irgendwie, irgendwo verbogen... nun, das erklärte einiges... (und ja
Wolfgang DAS wird dich noch eine Weile verfolgen ^^)
Das Navi führte uns dann brav ins Schneebergland bei Wien, wo wir von den Huskyjungs und Petra mit Erdbeerkuchen und Kaffee begrüßt wurden. Die Zeit flog dahin. Mit anderen verrückten
Hundemenschen lässt es sich immer am Besten plaudern. Bereits im Auto hatten wir beschlossen doch nicht noch eine Nacht in Österreich zu verbringen sondern noch so weit wie möglich wieder gen
Leipzig zu fahren. Wir ließen Grüße an Udo ausrichten und uns entschuldigen und brachen gegen 22:00 Uhr wieder auf.
Mit nur anderthalb Stunden Schlaf in der Nacht davor war 80 Kilometer vor Prag dann aber endgültig Schluss. Keiner von uns konnte mehr fahren und so suchten wir uns ein nettes Plätzchen in der tschechischen Wildnis, rollten das Schlafzeug aus und holten ordentlich Schlaf nach.
Halb neun am Morgen brachen wir wieder auf. Kurz vorm Grenzübergang nach Deutschland suchten wir uns aber noch ein nettes Lokal und testeten die Knoblauchsuppe. (Ihr müsst unbedingt mal tschechische Knoblauchsuppe essen! Ich hab mit Alex da eine Art Challenge laufen, immer wenn wir in unserem schönen Nachbarland sind, muss eine Knobisuppe gegessen werden. So wollen wir uns durch so viele Lokale wie möglich testen. Die Suppe ist nämlich immer ein wenig anders :-) Die, die wir im "Napoleon" aßen, war ziemlich gut, eine frische Knoblauchzehe wurde kurz vorm Servieren reingerieben, das ist der Hammer! ).
Mittags waren wir dann in Leipzig und schafften es sogar unser neues Bett noch zusammenzuschrauben. Das Wochenende war wie ein Traum. Durch die fast durchgemachte Nacht war das Zeitgefühl mal wieder völlig durcheinander gebracht und der eine Tag Österreich hat sich mal wieder angefühlt wie eine Woche Urlaub - ich vermute eine Art Dogtrekker Paralleluniversum jenseits des Raum-Zeit Kontinuums dahinter...
Die Gegend war toll. Danke an Wolfgang, Udo und Lehrling Thomas :-P für die Organisation, dass wir die Gegend kennen lernen durften, Kuchen und so. Danke ihr Kühe fürs Durchlassen. Wir kommen immer wieder gern zu euch!!! <3
Für das nächste Jahr wünschen wir uns nur eins noch: Wir wollen ein bisschen mehr! Also eine DT-Distanz: bitte, bitte, bitte!
Sakari hat ihr Österreichdebüt wirklich meisterhaft absolviert. Am Ende dämmerte in dem kleinen Kopf sogar zart die Idee, wozu Weideübergänge da sind und wie sie funktionieren... irre.
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Maria Müller (Samstag, 17 Juni 2017 14:46)
Toller Bericht
Klingt diesmal ja nach fast schon zahmen Kühen im Vergleich zum Hochkönig 1 2016...
Fala ist jetzt auch zur Zugmaschine mutiert
Gürkchen und Fala sollten wir mal zusammwn vor nen Scooter spannen - der Arme Mensch der da dann drauf steht....
Nächstes Jahr bin ich mit von der Partie...hoffentlich mit DT-Distanz
See you beim Zugspitz DT