Hochkönig I Dogtrekking "Hin"

1200 Kilometer Autofahrt. Schon die zweite Aktion dieser Art innerhalb von 14 Tagen. Was tut man nicht alles, um in sommerlicher Hitze 63 Kilometer mit 3700 Höhenmetern vor der beeindruckenden Kulisse des Hochkönigs zu erwandern. Und natürlich um die Dogtrekkingfamily wiederzusehen... Auch Alex hatte es geschafft sich den Freitag freizuschaufeln und so waren wir in dachsteinerprobter Runde unterwegs. 
Die Fahrt war dafür, dass es Freitag war, in Sachsen die Sommerferien begonnen hatten und es ziemlich heiß war, eigentlich ganz ok.
In Maria Alm angekommen, steuerte Anja zielstrebig eine kleine Forststraße an, die an einem kleinen Parkplatz endete. Der perfekte Biwakplatz für die erste Nacht. Schon beim Abendbrot unterhielt uns eine illustre Gesellschafft von Ameisen, die die herabgefallenen Teile des Abendessens in alle Richtungen davonschleppten. Wir beschlossen daher auch die Isomatten etwas weiter entfernt auf einer kleinen Wiese auszurollen. Dieser Standort versprach neben Ameisenfreiheit außerdem einen fantastischen Blick auf die Berge am nächsten Morgen, anstatt auf Silageballen neben dem Auto. Doch ersteinmal durften wir einen genialen Sternenhimmel bewundern, hinter einer Bergkette blitzte es ununterbrochen und erleuchtete die scharfen Grate des Hochkönigs - WOW!

Mit dem morgendlichen Ausblick behielten wir recht, mit den Ameisen allerdings nicht. Wie ich feststellen durfte, hatte ich im Dunkeln mein Kopfkissen (= Klamottenklumpen) zielgerichtet auf einem Nest positioniert - das erklärte natürlich das ganze Kribbeln und Krabbeln in der Nacht.... 

Beim morgendlichen Hundelüften fiel mir auf das Boscaille extrem schlecht lief. Irgendwie eierte sie vorn ziemlich rum. Ein Blick auf die Pfoten zeigte, dass sie sich die Zwischenzehenräume beider Vorderpfoten aufgerissen hatte - damit konnte sie definitiv kein Dogtrekking laufen... So war erstmal Wundversorgung angesagt doch was dann? War für mich der hochkönig schon gelaufen bevor es überhaupt angefangen hatte?

Nach einem kurzen Frühstück begaben wir uns ersteinmal zum Annerlhof, dem Startpunkt des 1. Hochkönig-Dogtrekkings. Dort kamen uns direkt Bernd und Tanja entgegen - ein "Hallo! Wie gehts?"" und "Bis später!" und weg waren die beiden. Jetzt aber schnell! Im Hochkönig-Hauptquartier wurden wir herzlich von Udo, Wolfgang und Klaus begrüßt. Meine größte Sorge galt natürlich dem Kloppimali mit den kaputten Füßen, doch das war unbegründet. Wolfgang erklärte sich bereit Boscaille in seine Obhut zu nehmen. Ihr Tagesprogramm sah somit vor, bequem im Auto rumzufahren und Kirschkuchen an hungrige und ausgelaugte Dogtrekker zu verteilen. Es sollten noch Stunden kommen, in denen ich sie darum beneiden würde... 

Doch erstmal gab es von Udo und Klaus die Einweisung in die Strecke plus prall gefüllte Startertütchen inklusive Handzettel für den richtigen Umgang mit aufdringlichem Almvieh... 

Wir waren schon zum Start fertig, das Biwakgepäck im Begleitfahrzeug verstaut, da winkte mich Wolfgang nochmal zu seinem Bus und drückte mir die Leine von seinem Edy in die Hand. Ich war total happy nun doch nicht hundelos starten zu müssen und auch Edy überwand seine anfängliche Schüchternheit beim Anblick der beiden knackigen Huskymädels Kimba und Emelie recht schnell. Schon waren wir auf dem Trail - ich jetzt sogar stilecht mit Husky! Edy hängte sich begeistert an Emi und nutzte jeden noch kurzen Stop für einen kleinen Flirt. Nur Alex war ziemlich blass um die Nase. Die Frühstücksnudeln waren wohl doch schon etwas drüber gewesen und der Geruch der frisch gedüngten Wiesen taten ihr übriges... manchmal hilft es sich diverse Dinge nochmal durch den Kopf gehen zu lassen - also Breakfast return... das half anscheinend....

 

Wir erreichten recht zügig den Massingsattel, wo wir mittels Selfie den ersten Checkpoint abhakten. Danach wurde es heiß - richtig heiß. Auf den bewaldeten Pfaden und dem Abstieg nach Hinterthal war das Ganze noch halbwegs erträglich. Hier tauchte plötzlich vor uns auf dem kleinen Pfad ein Pferd auf, stand einfach da, eingetaucht in diffuses Sonnenlicht - ein magischer Moment! Wir schleusten uns und die Hunde daran vorbei und zogen weiter des Weges. 

Der Aufstieg zur Pichlalm war dann nur noch von der Suche nach a) Schatten und b) Wasser geprägt. Edy fand die ganze Unternehmung zusehends blöder und selbst Emi konnte ihn nicht mehr recht motivieren. Die anderen vier stiefelten vorneweg und wir hechelten hinterher.
Auf den geschotterten Abschnitten begann er dann auch zunehmend unrund zu laufen. Also Booties rauf und über die Erichhütte zum ersten bemannten Checkpoint. Hier empfingen uns Wolfgang, Boscaille und Kirschkuchen und wir legten die erste längere Pause des Tages ein. Edy ging in seinen wohlverdienten Feierabend.

Kurz nach uns trafen auch Regina und Thomas ein, gingen aber direkt weiter, da sie bereits an der Erichhütte eine längere Rast eingelegt hatten. Teil zwei der Strecke ging ich nun also hundelos an. Der Anstieg über die Tiergartenalm hinauf zum Speichersee war einfach nur noch heiß und der Weg strahlte die Hitze zurück- doch wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo eine Motivationskuh her, oder zwei, oder eine ganze Herde... Die fanden die Hunde ganz schön doof und ich durfte lebenden Zaun spielen, während sich Anja und Alex mit den beiden Hunden straffen Schrittes Richtung Speicherbecken entfernten. Das war umzäunt und versprach somit Sicherheit UND Abkühlung. Als recht wasserscheues Individuum schaute ich mir das Rumgeplansche der beiden aber doch nur von außen an, sorgte aber dafür das diese Aktion fotodokumentarisch festgehalten wurde.

Beim Trocknen in der Sonne zeigten sich erst interessante Einfärbungen einiger Hautpartien und wir kamen zu dem Entschluss, dass Sonnencreme eventuell eine ganz gute Idee wäre. Es war natürlich viel zu spät dafür und so erinnern auch heute noch, einige Tage später, einige interessante Muster auf der Haut an diese sonnigen Stunden am Hochkönig....
Noch kurz Abklatschen an der Wastlhöhe und kurz im Thron Tourifotos schießen und schon waren wir wieder auf den Weg ins Tal nach Dienten, wo uns erneut Wolfgang & Co erwarteten. Kuchen essen, Boscaille knuddeln und weiter auf die dritte und letzte Etappe zur Hochmaisalm. 

Markanter Orientierungspunkt war dabei die Lettneralm, die es zu passieren galt. Sie stand ab Dienten auch angeschrieben doch die Marschzeit wechselte lustig zwischen 2h - 1 1/4 h - 35 - min - 1h usw. das war sehr interessant... und mentales Training vom Feinsten. Zumindest zogen langsam Wolken auf und die Temperaturen wurden angenehmer. Donner grollte aber wir blieben trocken. Irgendwann hatten wir dann die Lettneralm erreicht und ab da hieß es Waldautobahn ins Ziel - dachten wir zumindest.

Doch kurz nach der Alm wurde unser Orientierungssinn nochmal ordentlich auf die Probe gestellt. Eine ganze Weile diskutierten wir, befragten Karten und GPS und liefen noch in eine Sackgasse, bevor wir den richtigen Weg fanden. Doch dann gings ganz schnell und wir erreichten den Biwakplatz. Eine freudige Begrüßung erwartete uns und es wurde ein schöner Abend mit tollen Leuten. An der Hochmaisalm erreichte uns dann auch der Regen und wir okkupierten einen alten Heuwagen als Quartier. Um und unter dem Gefährt fanden alle zwei und Vierbeiner inklusive Übernachtungsgast Melvin ein trockenes Plätzchen. Auch die ansässigen Nacktschnecken hatten den Bedarf ein regenfreien Ort aufzusuchen und nisteten sich in Hundefell, Schuhen, Biwaksack, Klamotten und mein persönliches Highlight: in meinen Haaren ein (das bemerkte ich allerdings erst am Montag als auf einmal eine Hochkönigschnecke in der Badewanne an mir vorbeischipperte...)

Der zweite Tag war verglichen mit dem ersten recht entspannt. Es hingen immer noch schwere Wolken zwischen den Bergen und ein Blick auf die Karte zeigte uns, dass der Weg zurück nach Maria Alm verhältnismäßig kurz war - perfekt für den Sonntag. Wir starteten recht dicht beisammen und aufgrund einiger Fehlinterpretationen der Karten fand sich kurzzeitig ein recht großes Grüppchen zusammen. Das war gar nicht so schlecht, da wir auch an diesem Tag auf ein paar unfreundliche Rindviecher trafen.

Der erste Anstieg zog das Feld dann doch wieder auseinander. War der Vortag farblich eher vom weiß des Kalksteins geprägt, hatten wir es am Sonntag vor allem mit der Farbe Grün zu tun. Murmeltiere pfiffen, Ziegen, Pferde und friedliche Kühe kreuzten unseren Weg. Den Aufstieg zum höchsten Punkt des Tages (hier trafen wir noch auf Christian und Holger) verlängerten wir noch ein bisschen und machten Pause auf 1899 ü.NN. auf dem Langeck. Alex wollte unbedingt ganz oben essen.

Anschließend ging es nur noch abwärts, zurück nach Maria Alm, wo wir nach 17 Stunden und 17 Minuten das Ziel erreichten. Ich nahm die Boscaille in Empfang, die sogar schon Freundschaft mit Edy geschlossen hatte - ich fürchte ich muss ihr doch einen Husky kaufen...

 

Glücklicherweise hatten wir diesmal mehr Zeit als 14 Tage zuvor am Dachstein und konnten den Tag noch in gemütlicher Runde ausklingen lassen. 
Kurz nachdem Thomas und Regina (die die letzten vier Kilometer mit gerissenem Außenband!!! gelaufen ist - irre) eingetrudelt waren, wurde es auch für uns Zeit sich zu verabschieden. Vorher gab es natürlich noch Urkunden und Anja und ich erhielten den Pathfinder-Aufnäher für die Ausrichtung des ESDT - welch Ehre!!!

 

Ein großes Dankeschön für alles (Orga, Kuchen, Hundbetreuung und und und) an Udo, Klaus und Wofgang! Wir kommen immer wieder gern nach Österreich!
http://dogtrekking.at/

http://www.mariaalm-hotel.com/  > unser Hauptquartier, der Annerlhof

http://hochmaisalm.at/ > unser Biwakplatz

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Kommentare: 2
  • #1

    Beate (Donnerstag, 30 Juni 2016 20:09)

    Super geil geschrieben.........herrlich, ich habe mich gekringelt vor lachen! Ihr seit echt die Coolsten!!!

  • #2

    Marion Lukas (Mittwoch, 24 August 2016 16:02)

    Hallihallo,
    durch Instagram bin ich auf eure Seite gestossen. Super gut gefällt es mir hier. Ich werde eure Seite favorisieren, damit ich immer eure Wanderungen mit erleben kann. Denn gewandert wird hier auch sehr gern.
    Herzliche Grüsse sendet euch die
    Marion