Lang haben wir trainiert. Immer wieder habe ich überlegt, was ich alles mitnehme. Jetzt war es endlich soweit.
Zum Glück hatte ich erfahrene Mitstreiter, die mir Rede und Antwort stehen konnten und auch eine Expeditionsliste erstellten.
Erst wollte ich mit der Holzpulka fahren. Da passt eine Menge rein, aber brauch ich überhaupt so viel Stauraum?
Also hab ich mich doch für die kleine Fjellpulka und einen Rucksack entschieden.
Meinen Hunden hatte ich Mäntel gekauft, da ich nicht wusste, ob sie in alle Hütten mit rein dürfen. In Schweden kann es ja doch um einiges kälter werden als bei uns.
Nach 1 ½ Tagen Fahrt mit kurzen Zwischenstopp auf der Fähre erreichten Lukas und ich am Sonntagmittag Grövelsjön. Hier erwarteten uns Doris und Klaus bereits. Am ersten Tag wollten wir erst mal nur eine kleine Runde ohne Gepäck drehen. Also Hunde eingespannt und los ging es. Natürlich hatte ich meinen Bauchgurt nicht richtig zugemacht und wollte das dann während der Fahrt lösen, was auf einen verbogenen Skistock und ein paar blaue Flecke hinauslief. Zum Glück hatte ich 2 Paar Stöcke dabei. Es war recht stürmisch und wir fuhren über einen See, der dummerweise nach Norwegen führte. Da dort zur Zeit Grenzkontrollen durchgeführt wurden und ggf. Hunde beschlagnahmt werden sollten, mussten wir also wieder zurück. Jetzt hatten wir Gegenwind mit Schnee- und Eisbeilage und ich wusste wofür die Sturmmaske gut war, die noch gut verstaut im Auto lag. Anschließend fuhren wir noch ein Stück durch die gut geschützte Waldlandschaft und hatten noch einen schönen Abschluss für den ersten Tag.
Am zweiten Tag sollte es auch erst mal nur eine Tagestour werden, diesmal allerdings mit Gepäck. Bis auf das ein Weg nicht existierte und wir ein Stück auf einer Straße entlang mussten, war es eine sehr schöne Runde, die noch ergänzt wurde durch ein gemütliches Picknick.
An beiden Abenden konnten wir die Sauna nutzen, natürlich auch mit anschließendem Schneebad.
Am dritten Tag ging es dann richtig los. Lukas und Klaus brachten das eine Auto morgens nach Tänndalen. Doris und ich brachten die 4 vollbepackten Pulkas zum Wanderparkplatz mit je 2 Hunden vor 2 Pulken.
Dort trafen wir auf Lukas und Klaus und die restlichen Hunde wurden eingespannt. Auf ging es übern Berg und dann in den Rogen Nationalpark. Durch diese wunderschöne Landschaft ging es auch am vierten Tag.
Am fünften Tag kamen wir das erste Mal durchs Fjell. Allerdings waren die Schneeverhältnisse eher bescheiden und wir fuhren mehr über Eis und gefrorene Vegetation. Besonders die Abfahrt nach Tänndalen war dadurch auch besonders abenteuerlich. Zum Glück besserten sich die Bedingungen als wir die Baumgrenze erreichten. Da ging es noch eine richtig steile, lange Abfahrt hinunter und unten an der Straße stand ein Stoppschild! Das war allerdings gut einzuhalten, da der Weg noch abflachte.
In Tänndalen machten wir erst mal einen Tag Pause. Wir hatten eine sehr gemütliche und erstaunlich günstige Hütte mit Sauna. Also stand auch dem abendlichen Sprung in den Schnee wieder nichts im Weg.
Die Wettervorhersage für den nächsten Tourentag war sehr gut, allerdings entsprach sie in keinster Weise der Wirklichkeit. Es war Sturm, also veränderten wir unsere Route kurzfristig, so dass wir so halb im Windschatten der Berge durch das Fjell fahren konnten. Bei Ramundbergets ging es ins Tal hinunter. Hier konnten wir in einer Hütte bleiben, allerdings war es sehr warm (7C°) und der Schnee war schon weich und es war fraglich ob es über Nacht wirklich viel kälter werden würde. Also entschieden wir uns noch bis zur nächsten Hütte ins Fjell zu gehen. Der Anstieg war ein Erlebnis. Mit Ski ging nicht und ohne auch nicht wirklich, da man immer bis zum Knie wegsackte, aber irgendwie kamen wir da hoch und dann waren es nur noch 4 Kilometer bis zur Hütte. An dem Abend haben wir unser Wasser aus dem Schnee gewonnen.
Den nächsten Tag ging es dann weiter zum Helags oder dort wo er sein sollte. Der Berg war nämlich nicht mal ansatzweise zu sehen. Die Wetterprognose für den nächsten Tag war auch nicht wirklich besser. Doris wollte schon ins Tal nach Ljundalen. Dort stand das eine Auto. Allerdings hatte der Wetterbericht bisher nie gestimmt und so entschieden wir uns nach Vålådalen zu fahren.
So hatten wir auch nur Rücken- bis Seitenwind und kamen gut voran. Auch die Schneebedingungen waren gut, so dass wir schnell ankamen und noch Zeit hatten, den gegenüberliegenden Berg zu besteigen. Hoch ging erstaunlich gut und runter sind wir dann gerutscht.
Was für ein Spaß!
Bei der Hütte trafen wir Hans Rosemann, der auch nur dem Wetter geschuldet hier war. Für den nächsten Tag war wieder Sturm angesagt und so entschieden wir uns für einen Pausetag, den wir gemeinsam mit Hans verbrachten. Auf ein paar kleine Skitouren konnte ich aber auch nicht verzichten.
Am Tag darauf ging es dann weiter bei strahlendem Sonnenschein und erstaunlich viel Schnee. Hans begleitete uns noch bis zur Mittagspause. Allerdings hatte er deutlich mehr zu schaffen als wir, da er ohne Skier natürlich immer in den Schnee einsackte.
Wir wollten noch weiter bis Sylarna. Bei einer Abfahrt blieb ich mit einem Ski an einem Stein hängen und zerbrach meinen rechten Skistock. Zum Glück hatte Lukas einen Ersatzstock dabei. Und da tut es auch ein Linker.
Bis Sylarna war der Trail deutlich besser als am Anfang und das Wetter war uns auch wohlgesonnen. Nur am Ende zog wieder Wind auf und wir mussten die letzten 2 Kilometer gegen den Wind bis zur Hütte.
Für die nächsten Tage waren wieder Plusgrade angesagt und so entschieden wir uns den nächsten Tag weiter bis zum Helags und danach weiter nach Ljundalen zu fahren und dort noch eine Tagestour zu machen.
Diesmal war der Helags auch zu sehen. Allerdings ließen die Schneebedingungen zwischen Sylarna und Helags wirklich zu wünschen übrig. An einigen Stellen schnallte ich die Skier einfach ab und lief über die Steine.
Am Helags kam dann über Nacht wieder Wind mit Spitzenwerten von 28m/s. Gegen Mittag sollte es auch nachlassen und so fuhren wir los. Erstaunlicher Weise hatten wir den Wind innerhalb kürzester Zeit abgehängt. Abseits vom Helags war es sonnig und klar und so entschieden wir uns nicht auf dem kürzesten Weg nach Ljundalen zu fahren. Die Trailbedingungen waren super – echt ein herrlicher Tag!
In Ljungdalen hätten wir fast wieder einen Bekannten getroffen, aber Micha war grad abgereist. Dann mussten wir nur noch das 2. Auto aus Tänndalen holen und ließen den Abend in der kleinen Gaststätte in Ljungdalen ausklingen.
Doris und Klaus entschieden sich schon am Samstagmorgen weiter nach Norden zu fahren und so machten Lukas und ich unsere Tagestour ohne die beiden. Das Wetter spielte am letzten Tag noch mal mit. Wir hatten wunderbare Sicht, es war klar und sonnig und man konnte oben im Fjell die umliegenden Gebirgsketten sehen.
Zum Abschluss gab es noch eine Pizza in dem kleinen Restaurant und dann ging es auch schon wieder Richtung Heimat. Und auf der Heimfahrt habe ich sogar noch einen Elch gesehen – zum Glück nur neben der Straße!
Die ganze Zeit über hatte uns Doris mit ihrem Essen sehr verwöhnt. Morgens gab es immer Brei mit Trockenobst und Mittags und Abends gab es warme Kost. Sie hatte schon lange vor der Tour angefangen Gemüse zu trocknen und in leckere Gerichte zu verpacken, die sich einfach mit heißem Wasser aufgießen ließen. Jeden Tag gab es etwas anderes und alles war wirklich total lecker!
So haben wir uns die 2 Wochen fast ausschließlich vegan ernährt. Wenn Doris ein Outdoorkochbuch schreibt, dann werde ich es auf jeden Fall kaufen.
Vielen Dank an Doris und Klaus für die viele Mühe im Vorhinein und die tolle Tour!
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Maria Müller (Mittwoch, 03 Mai 2017 22:40)
Sehr toller Bericht, da hoch in den Norden....nach Skandinavien, da muss ich auch mal hin.
einmal im Sommer und dann auch im Winter.
Und das ganze mit der Pulka zu erkunden ist natürlich ein Traum....kommenden Winter werde ich fleißig mit meinen Hunden trainieren, damit sie auch ein Pulka ziehen können
Peter Hummel (Mittwoch, 08 November 2017 07:56)
Absolut fantastisch! Wir planen für 2019 ;-)